Gewohnheiten zu ändern ist nicht immer einfach. Gewohnheiten sind Routinen, die wir so oft wiederholt haben, dass sie uns unbewusst, schnell und effizient durch unseren Alltag führen. Denn stell dir vor, du würdest jede Entscheidung bewusst treffen – vom Zähneputzen bis zur Wahl deiner Socken. Klingt anstrengend, oder? Zum Glück läuft ein grosser Teil unseres Lebens auf Autopilot: Unsere Gewohnheiten übernehmen diese Aufgaben für uns und geben uns Sicherheit und Verlässlichkeit, aber auch die Freiheit, uns auf komplexere und wichtigere Aufgaben zu konzentrieren.
Doch manchmal spüren wir Unzufriedenheit, Ärger oder Frust – das sind Hinweise darauf, dass es Zeit ist, unseren Autopiloten zu hinterfragen.
Gewohnheiten: Effiziente Freunde im Alltag
Eine Gewohnheit entsteht, wenn wir eine Handlung so oft wiederholen, dass sie irgendwann unbewusst abläuft. Ein gutes Beispiel dafür ist das Fahrradfahren: Am Anfang müssen wir uns auf jede Bewegung konzentrieren, doch irgendwann steigen wir einfach auf und fahren, ohne darüber nachzudenken. So sehr, dass es uns sogar schwerfällt, jemandem zu erklären, wie es eigentlich funktioniert.
Gewohnheiten sind wie alte Freunde – sie begleiten uns durch unseren Alltag, geben uns Halt und Struktur und schaffen damit Raum für neue, komplexere Aufgaben. Doch manchmal wachsen wir auseinander. Was uns einst gedient hat, kann irgendwann zur Last werden. Unzufriedenheit, Ärger oder Frustration sind oft sanfte Zeichen dafür, dass etwas nicht mehr passt. Unsere Gefühle zeigen uns, dass sich innerlich etwas verändert hat, doch unsere Gewohnheiten halten uns noch auf dem alten Weg fest.
Gedanken wie „Eigentlich würde ich gerne… aber“ fassen diesen inneren Konflikt oft gut zusammen. Vielleicht möchtest du spontan eine Pause einlegen oder einen Spaziergang machen, um frische Luft zu schnappen und den Kopf freizubekommen. Doch eine innere Stimme hält dich zurück: „Nein, du hast doch noch so viel zu tun“, und so arbeitest du wie gewohnt weiter. Doch der Wunsch nach einer Pause bleibt bestehen, erinnert dich immer wieder daran, dass etwas in dir nach einem neuen Rhythmus oder mehr Balance strebt. Je mehr du diesen Impuls unterdrückst, desto mehr Energie kostet es, am Alten festzuhalten.
Anstatt diese Gefühle zu verdrängen, solltest du sie als Weckruf verstehen: Etwas in dir möchte sich verändern. Wenn du diesen Moment bewusst wahrnimmst, hast du die Chance, innezuhalten, Klarheit zu gewinnen und einen neuen Weg einzuschlagen.
Überholte Gewohnheiten aufspüren
Alten Gewohnheiten auf die Schliche zu kommen, ist gar nicht so leicht. Wie schon erwähnt, führen wir sie unbewusst aufgrund eines Triggers aus. Oft hilft es, auf Gedanken wie „Eigentlich würde ich gerne, aber…“ zu achten, denn genau da können wir ansetzen und uns fragen: Was hindert mich eigentlich daran?
Eine weitere Möglichkeit, überholte Gewohnheiten zu erkennen, ist das Journaling. Durch regelmässiges Reflektieren kannst du unbewusste Muster besser erkennen. Fragen, die dir dabei helfen könnten, sind zum Beispiel:
Wenn du einer alten Gewohnheit auf die Spur gekommen bist, kannst du dich weiterfragen:
Stell dir nun vor, du würdest diesen neuen Weg tatsächlich einschlagen. Die Gedanken und Zweifel, die jetzt hochkommen, basieren oft auf alten Erfahrungen oder Mustern, die du unbewusst als „normal“ angenommen hast. Fordere diese Zweifel und Gedanken heraus: Stimmen sie wirklich noch? Haben sie heute noch ihre Berechtigung?
Neue Routinen einführen
Es ist nicht immer einfach, neue Routinen zu etablieren. Jede:r, der/die sich jemals Neujahrsvorsätze gesetzt hat, weiss, wie schnell man wieder in alte Muster zurückfallen kann. Disziplin und Geduld helfen, aber es gibt Möglichkeiten, diesen Prozess einfacher und liebevoller zu gestalten. Hier sind ein paar Impulse, die dir helfen können, neue Routinen erfolgreich in deinen Alltag zu integrieren:
- 1
Setze dir eine klare Vision: Visualisiere das Endgefühl. Überlege dir, wie du dich fühlen möchtest, wenn du deine neue Routine etabliert hast. Dieses Gefühl kann eine starke Motivation sein, dranzubleiben. Schreibe dir deine Vision oder dein Ziel in wenigen, aber präzisen Worten auf – am besten SMART (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert). Hänge es irgendwo auf, wo du es regelmässig siehst, um dich an deine Vision zu erinnern.
- 2
Nutze bekannte Trigger: Du kennst die Auslöser für deine alten Gewohnheiten. Verwandle diese Auslöser in Chancen, um bewusst mit deiner neuen Routine zu beginnen. Wenn der Trigger auftaucht, entscheide dich bewusst für deinen neuen Weg.
- 3
Ändere nicht zu viel auf einmal: Kleine Veränderungen machen bereits einen großen Unterschied und sind leichter in den Alltag zu integrieren. Es muss nicht immer etwas Großes sein – manchmal reicht es, kleine Routinen anzupassen, um positive Effekte zu spüren.
- 4
Setze Etappenziele: Wenn deine Veränderung grösser ist, zerlege sie in kleinere, erreichbare Schritte. Grosse Ziele können überwältigend wirken, doch wenn du sie in Etappen aufteilst, wird der Weg dorthin leichter und überschaubarer.
- 5
Hole dir Unterstützung: Sprich mit Menschen in deinem Umfeld über deine neue Routine. Eine unterstützende Umgebung kann dir helfen, motiviert zu bleiben. Vielleicht gibt es jemanden, der dich auf deinem Weg begleitet oder dir Feedback gibt.
- 6
Belohne dich und feiere Erfolge: Wenn du ein Etappenziel erreicht hast, gönne dir eine Belohnung und feiere diesen Erfolg. Positive Verstärkung macht es einfacher, motiviert zu bleiben und weiterzumachen.
- 7
Reflektiere regelmässig: Da das Leben sich ständig verändert, solltest du deine neue Routine immer wieder überprüfen. Finde heraus, was gut funktioniert und was noch angepasst werden muss, und ergreife entsprechende Massnahmen.
- 8
Nutze Journaling oder einen Habit-Tracker: Um deine Fortschritte festzuhalten und bewusster zu reflektieren, können Journaling oder ein Habit-Tracker sehr hilfreich sein. Sie helfen dir, Muster zu erkennen und deine Erfolge sichtbar zu machen.
Fazit
Gewohnheiten sind wertvolle Begleiter, doch manchmal müssen sie hinterfragt und überholte Muster angepasst werden. Wenn du spürst, dass dich alte Gewohnheiten blockieren, halte inne. Werde dir achtsam darüber klar, was du wirklich willst. Sobald du das weisst, kannst du Schritt für Schritt neue Routinen bewusst etablieren. Achte dabei auf kleine Erfolge, feiere sie und reflektiere regelmässig deinen Fortschritt. Mit Klarheit und Geduld lenkst du dein Leben in die Richtung, die dir wirklich entspricht. Dieser Prozess ist fortlaufend – es geht nicht darum, alles auf einmal zu verändern, sondern Schritt für Schritt Raum für Wachstum und Weiterentwicklung zu schaffen.