Neues Jahr, neue Ziele – wie steht es um deine? Halten deine Neujahrsvorsätze, oder beginnen sie bereits zu wackeln? Wenn du dich für das Thema Selbstdisziplin interessierst, besteht vielleicht das Gefühl, in diesem Bereich ‚ein Problem‘ zu haben oder dich verbessern zu wollen. Das ist völlig normal und ein guter Ausgangspunkt. Auch ich kenne das: Jedes Jahr wieder das Ziel, mehr Sport zu treiben, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Der Anfang ist voller Begeisterung, doch dann kommen die Ausreden – ‚zu müde‘, ‚zu kalt‘, ‚zu regnerisch‘. Bald schon überwiegt der Frust über nicht eingehaltene Vorsätze.

In diesen Momenten des Frustes liegt jedoch eine wertvolle Chance zur echten Veränderung. Disziplin ist der Schlüssel, um dein Leben nach deinen Wünschen zu gestalten, aber es geht darum, deine individuelle Balance zu finden. Denn wahre Disziplin sollte Freude bereiten.

In diesem Blog beleuchte ich, warum Disziplin so entscheidend ist, wie wir sie aufbauen und aufrechterhalten können, wie wir erkennen, ob wir zu viel oder zu wenig Disziplin haben, und was zu tun ist, wenn wir aus unserer Balance geraten sind. Vom Verstehen der eigenen Motivation bis hin zur Entwicklung praktischer Strategien – ich lade dich ein, mich auf einer Reise zur Stärkung deiner Selbstdisziplin zu begleiten.

Was ist Selbstdisziplin?

Selbstdisziplin wird oft gleichgesetzt mit Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle und Willenskraft. Es geht darum, neue Verhaltensweisen in unser Leben zu integrieren, die durch Wiederholung zu unseren neuen Gewohnheiten werden. Diese bewussten Aktionen werden schließlich zu unbewussten Reaktionen.

Doch um neue Gewohnheiten zu etablieren, müssen wir oft alte Verhaltensweisen loslassen, selbst wenn sie tief verwurzelt sind. Diese sind meist unbewusst und automatisch, Reaktionen auf gewisse Impulse, die wir über Jahre hinweg entwickelt haben.

Als Beispiel: Nehmen wir das Ziel, gesünder zu essen. Vielleicht haben wir uns angewöhnt, nach einem stressigen Tag eine Pizza zu bestellen. Zu Beginn kochen wir bewusst und gesund. Doch wenn der stressige Tag kommt, meldet sich die alte Gewohnheit mit dem Wunsch nach Pizza. Diesem Impuls zu widerstehen, erfordert viel Kraft und Willen.

Echte Selbstdisziplin zeigt sich nicht nur darin, diesen Impulsen zu widerstehen, sondern auch darin, sich nach Rückschlägen wieder zu motivieren und erneut zu versuchen. Denn jedes Nachgeben gegenüber Impulsen verstärkt die alte Gewohnheit und erschwert es, die neue Gewohnheit zu etablieren. Regelmässigkeit und Beharrlichkeit sind der Schlüssel, um aus einem neuen Verhalten eine dauerhafte Gewohnheit zu machen.

Was bringt mir Selbstdisziplin?

Selbstdisziplin ist ein Schlüssel, wenn du deine Leben nach deinen Wünschen gestalten möchtest. Sie ermöglicht es dir, deine echten Ziele zu erkennen, anzustreben und schlussendlich zu erreichen. Selbstdisziplin hilft dir, fokussiert zu bleiben, selbst wenn Hindernisse, Ablenkungen und wechselnde Emotionen auftreten.

Aber Selbstdisziplin bringt mehr als nur die Erreichung von Zielen. Sie fördert deine persönliche Integrität und Authentizität. Sie ermöglicht es dir, in Übereinstimmung mit deinen eigenen Werten und Überzeugungen zu leben, stärkt dein Selbstbewusstsein und deine Selbstachtung. Kurzum, Selbstdisziplin ist ein entscheidendes Werkzeug für deinen Erfolg, persönliches Wachstum und innere Zufriedenheit.

Ohne Selbstdisziplin riskieren wir, dass wir uns von äusseren Einflüssen und spontanen Impulsen leiten lassen und dabei Ziele verfolgen, die nicht wirklich die unseren sind.

Wie erkenne ich ein Ungleichgewicht in meiner Disziplin-Balance?

Disziplin in Massen ist essentiell, aber zu viel oder zu wenig davon kann zu Problemen führen. Wichtig ist, dass Disziplin Spass macht und sich natürlich anfühlt, statt in verbissene Anstrengung oder Zähneknirschen auszuarten. Ein Indikator für ein Ungleichgewicht ist, wenn wir uns selbst im Vergleich zu anderen bewerten, sei es durch Bewunderung für extrem disziplinierte Personen oder Abwertung von solchen, die wir als undiszipliniert betrachten.

Anzeichen für Ungleichgewicht:

Zu viel Disziplin:

  • Ständige Überforderung oder Erschöpfung, weil man sich selbst zu hart antreibt
  • Schwierigkeiten, sich zu entspannen oder Freizeit ohne Schuldgefühle zu geniessen
  • Perfektionismus und Unzufriedenheit bei kleinsten Fehlern
  • Vernachlässigung sozialer Beziehungen oder persönlicher Bedürfnisse durch übermässigen Fokus auf Disziplin

Zu wenig Disziplin:

  • Häufiges Aufschieben oder Vermeiden wichtiger Aufgaben
  • Probleme, sich an selbst gesetzte Ziele zu halten
  • Fehlende Routine und Struktur im Alltag, was zu Ineffizienz und Stress führt
  • Häufiges Gefühl der Unzufriedenheit oder des Bedauerns über nicht erreichte Ziele

Falls du dich in einem dieser Punkte wiedererkennst, könnten tief verwurzelte Glaubenssätze eine Rolle spielen. Diese können entweder unrealistisch hohe Anforderungen an dich selbst stellen oder dich daran hindern, deine Ziele aktiv zu verfolgen. Um deine Glaubenssätze zu erkunden, denke an eine Person, die du für ihre Disziplin bewunderst oder die du für ihre mangelnde Disziplin abwertest. Stelle dir vor, du wärst diese Person. Welche Gefühle kommen auf? Welche Gedanken? Diese Reflexion kann aufschlussreich sein, um deine eigenen Glaubenssätze zu identifizieren und zu überprüfen, ob sie noch zu deinem aktuellen Leben und deinen Werten passen.

Für ein Plus an Disziplin

Du braucht mehr Disziplin im Leben? Der folgende Abschnitt stellt dir 5 Schritte vor, um deine Motivation zu stärken und halten. Der 2. Abschnitt hilft dir, dich wieder zu motivieren, wenn du mal gestolpert bist. Für die Details klicke einfach auf die jeweilige Überschrift.

Rückschläge sind ein normaler Teil jedes Veränderungsprozesses. Hier sind einige Tipps, um nach einem Stolperer wieder Kraft zu sammeln:

  • Akzeptiere die Windungen des Weges: Veränderung ist selten geradlinig. Vergleiche deinen Fortschritt nicht mit anderen – jeder Weg ist einzigartig.
  • Positive Selbstgespräche: Motiviere dich selbst mit ermutigenden Worten wie „Ich habe schon so viel erreicht, ich schaffe das auch!“. Positive Affirmationen stärken deine Entschlossenheit.
  • Vergebe dir selbst: Fehler sind wichtig für Lernen und Wachstum. Nutze sie als Gelegenheit, darüber zu lachen und zu lernen, und fördere so deine Fähigkeit zur Selbstvergebung.
  • Tracking: Ein Habit-Tracker kann helfen, Fortschritte zu visualisieren und den Mut zu stärken. Probiere unseren Tisch-Kalender aus und lade ihn hier herunter.
  • Journaling: Nimm dir täglich Zeit für ein Journal, um über deine Erfolge nachzudenken und Dankbarkeit zu üben. Das hilft dir, das Erreichte zu würdigen und weiterzumachen.

Disziplin ist erlernbar und hängt von Training, Zielsetzung und eigener Haltung ab. Hier sind fünf Schritte, die dir helfen, deine Disziplin zu stärken:

  1. Schaffe Dringlichkeit: Möchtest du etwas in deinem Leben verändern? Beginne damit, dir klarzumachen, warum diese Veränderung wichtig ist. Verstehe den tieferen Nutzen und das ‚Warum‘ hinter deinem Ziel, um den Willen zu finden, Hindernisse, Zweifel und Ängste zu überwinden.
  2. Formuliere deine Vision: Ein Ziel braucht mehr als nur einen Wunsch – es braucht Engagement und eine klare Vorstellung. Visualisiere, wie es sich anfühlt, dein Ziel erreicht zu haben, und nutze diese Emotionen, um dein Ziel klar zu formulieren. Brauchst du Hilfe bei der Entwicklung deiner Vision? Dieser Blog bietet einige Anregungen.
  3. Teile deine Vision: Sprich über deine Ziele und lass andere dir helfen, sie im Auge zu behalten. Tipp: Manchmal können gerade Skeptiker:innen eine zusätzliche Motivationsquelle sein. 😉
  4. Sei dein eigener Supporter: Bereite dich auf mögliche Hindernisse vor und überlege dir, wie du damit umgehen und dich bei Rückschlägen selbst unterstützen kannst. Denke über mögliche Herausforderungen nach und wie du ihnen begegnen kannst.
  5. Schaffe kurzfristige Siege: Grosse Vorhaben erfordern oft Geduld. Setze dir kleinere Zwischenziele, um regelmässige Erfolge zu feiern und motiviert zu bleiben.

Für ein Minus an Disziplin

Fühlst du, dass deine Disziplin dich überfordert? Ein zu viel an Disziplin und Selbstkontrolle kann zu Erschöpfung und Unzufriedenheit führen. Wenn du merkst, dass du dich ständig über deine Grenzen hinaustreibst, ist es Zeit, innezuhalten und deine inneren Prozesse zu reflektieren. Diese Selbstbeobachtung kann aufzeigen, was dich antreibt und ob es vielleicht an der Zeit ist, einen Gang zurückzuschalten.

  • Bewusste Reflexion: Nimm dir einen Moment, um zu reflektieren, wenn du das Gefühl hast, eine Pause zu benötigen. Welche Gedanken und Gefühle tauchen auf? Diese können Hinweise auf zugrundeliegende Motivationen oder Druck geben, denen du dich vielleicht unbewusst aussetzt.
  • Flexibler Ansatz: Experimentiere mit einem weniger starren Disziplin-Ansatz. Plane bewusst Zeiten für Entspannung und Hobbys ein, ohne Schuldgefühle. Erlaube dir, auch mal nichts zu tun oder Dinge zu tun, die dir einfach Freude bereiten.
  • Freude statt Leistung: Engagiere dich in Aktivitäten, die dir Spass machen und nicht leistungsorientiert sind. Dies hilft, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Disziplin und Freizeit zu schaffen.

Fazit

Veränderungen können sowohl herausfordernd als auch spannend sein aber auch Spass machen, insbesondere wegen ihrer Unvorhersehbarkeit und der damit verbundenen Höhen und Tiefen. In genau diesen Tiefen erweist sich Selbstdisziplin als besonders wertvoll. Durchhaltevermögen ermöglicht es uns, neue Routinen zu etablieren und Gewohnheiten zu entwickeln, die unser Leben bereichern. Mit Disziplin nehmen wir die Rolle der Architekt:innen unseres eigenen Lebens ein. Das Schöne daran ist, dass wir diese Fähigkeit, ähnlich wie einen Muskel, durch Übung stärken können. Dabei sollte jedoch stets der Spass im Vordergrund stehen. Wenn du merkst, dass deine Selbstkontrolle zur Belastung wird, ist es vielleicht an der Zeit, dir eine Pause zu gönnen.

Welche Strategie möchtest du als Nächstes ausprobieren, um deine Disziplin zu stärken? Gibt es Methoden, die dir helfen, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen? Teile deine Erfahrungen und Erkenntnisse in den Kommentaren, sodass wir voneinander lernen können.

Referenzen

  • Für weitere Einblicke in das Thema Selbstdisziplin empfehle ich Jochen Mais Artikel ‚Disziplin lernen: 10 Schritte zu mehr Selbstdisziplin‘, der praktische Schritte und Methoden zur Stärkung der Disziplin bietet.

  • Ebenso bietet Mikael Krogerus und Roman Tschäpplers Buch’Machen‘ interessante psychologische Perspektiven und Anleitungen zum Thema.

  • Für eine wissenschaftliche Perspektive auf Selbstdisziplin empfehle ich ‚Die Macht der Disziplin: Wie wir unseren Willen trainieren können‘ von Roy F. Baumeister und John Tierney. Dieses Buch bietet tiefe Einblicke in die Psychologie der Willenskraft und praktische Tipps, wie man seine Selbstdisziplin im täglichen Leben stärken kann.

Bildnachweis

  • Sport-Frau läuft im Freien in Berlin mit Treppe von golero, iStock.com/golero