Gestern hatte ich wieder die wunderbare Gelegenheit, ein Startup zu unterstützen. Es war eine Erfahrung, die genau das widerspiegelt, was ich liebe: Menschen dabei zu helfen, ihre Botschaft zu finden und zu leben. Diesmal unterstützte ich meinen Mann, der als Fotograf seine erste Ausstellung organisierte. Das Motto stand für ihn sofort fest: «Look at me». Doch die Auswahl der Fotos stellte sich als Herausforderung heraus, weil die Botschaft noch nicht klar war – und ohne diese Klarheit konnten wir keine fundierten Entscheidungen treffen.

In diesem Artikel zeige ich dir, warum es so wichtig ist, deine Botschaft zu kennen, und wie du sie ermitteln kannst.

Was will ich erreichen?

Meine Überzeugung ist, dass wir nicht einfach etwas tun sollten, nur um es zu tun oder um Geld zu verdienen. Vielmehr geht es darum, etwas zu machen, bei dem wir einen Teil von uns selbst einbringen können. Die Art und Weise, wie wir das tun, ist unsere Methode.

Ein inspirierendes Beispiel dafür ist Aenne Burda.

Aenne Burdas Geradlinigkeit, Sinnlichkeit, ihr Pioniergeist und ihre Bereitschaft, für ihre Ideen zu kämpfen, waren für uns Frauen Vorbild und Inspiration gleichermassen.

Gabriele Strehle, Modeschöpferin

Aenne Burda schuf nicht einfach ein neues Modemagazin. Ihr Ziel war es, mit diesem Magazin wieder Sinnlichkeit in die Welt zu bringen. Laut dem Zitat von Gabriele Strehle hatte sie selbst diese Sinnlichkeit, vermisste sie jedoch im Aussen, besonders in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Je mehr sie diese Sinnlichkeit in der Welt wiedererkannte und förderte, desto mehr bestärkte sie sich auch selbst darin. Ihre Methode war das Modemagazin, und alles – von den Fotos über die Modelle bis hin zu den Stoffen und Schnitten – war darauf ausgerichtet, dass möglichst viele Frauen sich die Kleidung selbst nähen und leisten konnten.

Was passiert, wenn ich meine Botschaft noch nicht kenne?

Hierzu ein weiteres Beispiel aus der Modewelt: Eine Designerin hat eine innovative Idee für ein Kleidungsstück. Es sieht grossartig aus, und sie investiert viel Zeit in die Auswahl der Lieferanten und des Schneiders. Doch bei der Präsentation war es ihr nur wichtig, dass das Modell „dünn“ ist. Eine ähnliche Beobachtung machte ich bei einer anderen Designerin, die sich nicht einmal mehr die Mühe machte, das Modell mit ihrem Kleidungsstück noch einmal anzuschauen oder Anweisungen zu geben, wie das Kleidungsstück präsentiert werden soll.

Vielleicht haben beide Designerinnen Glück und finden intuitiv das passende Modell, das ihre Kleidung perfekt in Szene setzt. Aber was, wenn nicht? Dann kann es passieren, dass das Modell ihre Idee nicht transportieren kann. Wenn die Designerin beispielsweise Kleidung für selbstbewusste Business-Frauen entwirft, aber ein Modell wählt, das dieses Selbstbewusstsein nicht ausstrahlt, dann werden selbstbewusste Frauen den Wert dieses Kleidungsstücks nicht erkennen.

Je besser du deine Botschaft kennst, desto besser kannst du deine Zielgruppe erreichen. Und desto wertvoller wird deine Arbeit für sie. Denn wir kaufen nicht rational, sondern emotional. Wenn ich selbstbewusste Frauen in einem bestimmten Kleidungsstück sehe, will ich es nicht nur, weil es schön ist, sondern vor allem, weil ich mich selbstbewusst fühlen möchte.

Wie finde ich denn meine Botschaft?

Gestern hatte ich die Gelegenheit, meinen Mann bei seiner Ausstellung zu unterstützen. Er hatte alle Bilder bereits ausgedruckt und an die Wand gehängt. Wir gruppierten sie, sortierten einige aus – doch irgendwie entstand kein stimmiges Bild.

Unsere Wohnzimmerwand zur Auswahl der Bilder für die Ausstellung

Ich versuchte es mit Klarheit und stellte ihm gezielte Fragen.

Meine ersten Fragen:

  • Was willst du mit der Ausstellung erreichen?

  • Wen willst du damit erreichen?

  • Warum möchtest du diese Menschen erreichen?

Die Antworten fielen ihm nicht leicht. Also drehte ich die Fragen um und fragte, was die Fotos für ihn bedeuten.

Meine Fragen waren:

  • Welches der Bilder spricht dich am meisten an?

  • Was ist es, was dich so anzieht? Was fällt dir bei den Bildern auf?

  • Was bewunderst du an den Bildern?

  • Was sprechen sie in dir an? Welches Gefühl rufen sie wach?

  • Was wollen die Bilder dir vermitteln?

Zusammenfassung: Mein Mann bewunderte die Menschen auf den Bildern wegen ihrer starken Ausstrahlung, ihrer inneren Ruhe, ihrer Power und dafür, dass sie trotz vieler Widerstände ihren eigenen Weg gehen.

Die Entdeckung der Botschaft

Jetzt konnten wir die Innen- und Aussensicht in Einklang bringen, indem wir uns fragten: „Könnte es sein, dass das, was die Bilder in dir auslösen, genau das ist, was du bei deinem Publikum erreichen möchtest?“

Mit weiteren Fragen stellten wir fest, dass all diese vermeintlich starken Menschen auf den Bildern sich gar nicht immer so fühlten. Das machte die Botschaft noch reicher. Mir fiel der Dokumentarfilm von Arte ein: „Arbeit ohne Sinn“. Im Büroalltag sehen wir oft nur die Fassade der Menschen um uns herum – sie wirken glücklich, lächeln. Doch dahinter stecken oft dieselben Zweifel, die auch uns plagen. Aber weil wir nur die Fassade sehen, denken wir, mit uns stimme etwas nicht, und verstärken unsere eigene Fassade. Das nächste Mal denkt dann wieder jemand, mit ihm oder ihr stimme etwas nicht.

Botschaft nun der Ausstellung «Look at me»

Wir sehen oft nur das, was Menschen nach außen hin ausstrahlen. Doch das muss nicht immer mit ihrem Inneren übereinstimmen. Die Ausstellung soll die Menschen dazu ermutigen, hinter die Kulissen zu schauen, Fragen zu stellen und wirklich Interesse an anderen zu haben. Und auch zu reflektieren, was wir selbst ausstrahlen und was andere in uns sehen.

Plötzlich wurde die Auswahl der Bilder ganz einfach. Wir wählten nur noch Fotos aus, die genau diese Botschaft vermitteln. Um die Botschaft weiter zu verstärken, werden zu jedem Bild QR-Codes hinterlegt, die Aussagen der abgebildeten Menschen widergeben. So kann die Botschaft noch besser vermittelt werden. Bei der Vernissage sind diese Menschen sogar anwesend, um den Dialog zwischen den Besuchern zu fördern.

Daraus entstand sogar ein einzigartiges Bezahlkonzept: Je mehr uns etwas triggert, desto wertvoller ist es für uns. Diese These könnte man nutzen, indem man anstelle von Festpreisen Bietpreise einführt. Das heisst, die Person, die am meisten für ein Bild bietet, erhält es. 30 % des Erlöses gehen an die abgebildeten Menschen.

Fazit

Wir kaufen nicht rational, sondern emotional. Wenn uns etwas berührt, wird es für uns wertvoll. Es geht nicht um die Sache an sich, sondern um die Emotion, die sie in uns wachruft. Und je stärker diese Emotion ist, desto wertvoller wird das, was wir tun. Doch um zu wissen, welche Emotion wir beim anderen wecken möchten, müssen wir unsere eigene Botschaft kennen – sonst verpufft sie.

Der Blick nach innen kann uns dabei helfen, den Blick nach aussen zu öffnen und die eigene Botschaft zu identifizieren. Sobald wir diese Botschaft gefunden haben, merken wir, was alles dazu gehört, um sie zu vermitteln und sicherzustellen, dass sie auch wirklich beim Gegenüber ankommt.

Referenzen

  • Emotional Entscheiden

    • Du möchtest mehr erfahre, warum wir oft emotional kaufen. Dann empfehle ich das Buch Emotional Boosting, die hohe Kunst der Kaufverführung von Hans-Georg Häusel. Dort erläutert er warum und wie sehr wir emotional entscheiden. Ein besonderes Beispiel ist dabei, warum wir wie viel für Wasser ausgeben. (2019, Haufe Verlag)
    • Christoph Portmann stellt dieses Beispiel auch im Artikel «Emotionales Kaufverhalten, Wie und Warum Kunden Kaufentscheidungen treffen» vor.
  • ARTE Doku
    Arbeit ohne Sinn ist ein Dokumentarfilm, der uns hinter die Fassaden der Unternehmen blicken lässt und humorvoll viele systemische Probleme am Arbeitsplatz vorstellt.

  • Aenna Burda