Du möchtest dich und deine Gewohnheiten verändern? Gerade zu Jahresbeginn setzen wir uns mit unseren Neujahrsvorsätzen grosse Ziele: gesünder essen, öfter Sport treiben oder mehr Zeit für uns selbst finden. Doch warum fällt es so schwer, diese Vorsätze durchzuhalten? Der Grund liegt in unseren Gewohnheiten. Sie geben uns Struktur und Sicherheit, doch sie sind auch tief in uns verankert. Wenn du verstehst, warum sie entstanden sind und was sie auslöst, kannst du alte Muster hinter dir lassen und neue, unterstützende Routinen etablieren.

In diesem Artikel erfährst du, wie Gewohnheiten entstehen, warum sie so kraftvoll sind und wie du sie nutzen kannst, um echte, langfristige Veränderungen zu erreichen.

Warum uns Gewohnheiten durch den Alltag helfen

Gewohnheiten sind wie ein Autopilot, der uns durch den Alltag navigiert. Sie ermöglichen es uns, viele Aufgaben effizient zu bewältigen, ohne lange darüber nachzudenken.

Eine neue Gewohnheit entsteht, wenn wir uns ein Ziel setzen und einen Weg – eine Routine – finden, dieses Ziel zu erreichen. Anfangs ist das ein bewusster Prozess: Wir probieren aus, lernen, was funktioniert und was nicht, und passen uns an. Mit der Zeit wiederholen wir diesen Weg so oft, dass die bewusste Routine zu einer unbewussten Gewohnheit wird. Dieser Übergang ist fliessend, aber sobald eine Routine unbewusst abläuft, führen wir sie einfach aus – fast wie auf Autopilot. Ein bestimmter Impuls oder Trigger genügt, und wir handeln entsprechend der einstudierten Routine.

Das funktioniert ähnlich wie beim Fahrradfahren: Anfangs müssen wir uns auf jede Bewegung konzentrieren, doch irgendwann steigen wir einfach auf und fahren los, ohne darüber nachzudenken.

Solche Gewohnheiten machen unseren Alltag leichter. Ein einziger Impuls genügt, und wir handeln automatisch, ohne lange überlegen zu müssen. Das spart Energie und schafft Raum für neue und komplexere Aufgaben, bei denen wir kreative Lösungen finden können.

Was wir aufrichtig und ernsthaft sein wollen,
das sind wir auch schon in gewisser Weise.

Anna Jameson

Wenn alte Gewohnheiten blockieren

Problematisch wird es, wenn neue Ziele oder Wege zeigen, dass alte Gewohnheiten uns nicht mehr dienen. Ein Beispiel: Vielleicht habe ich lange keinen Sport gemacht, um mehr Zeit im Büro zu verbringen. Irgendwann spüre ich die Nachteile und überlege, joggen wäre sicher eine gute Idee. Ich setze mir ein Ziel, lege los, und anfangs klappt es gut. Doch dann lasse ich wieder nach und höre irgendwann ganz auf.

Natürlich ärgere ich mich über mich selbst. Kann es so schwer sein, joggen zu gehen? Aber was ich dabei übersehen habe, ist der Grund, warum ich diese alte Gewohnheit – nicht zu joggen – überhaupt begonnen habe.

Und hier liegt der Schlüssel für wahre Veränderungen: Wenn wir nicht verstehen, welcher Impuls oder Trigger uns bisher davon abgehalten hat, die neue Gewohnheit zu etablieren, ist die Versuchung gross, wieder ins alte Muster zurückzufallen. Ohne diesen Blick auf die Ursache bleibt die alte Routine stärker – auch wenn wir uns noch so sehr verändern möchten.

Wie du den Schlüssel für deine Veränderung findest

Hinter jeder Gewohnheit steht ein Trigger – ein Impuls, der das Verhalten auslöst. Ohne diesen Trigger bewusst zu erkennen, wird es schwer, alte Muster zu durchbrechen. Hier sind einige Fragen, die dir helfen können, deinen Trigger zu finden:

Folgende Fragen können dir helfen, deine Trigger zu finden:

  • 1

    Wann tritt die Gewohnheit auf?
    Beobachte dich selbst: Zu welcher Tageszeit oder in welcher Situation führst du die Gewohnheit aus?
    Beispiel: „Ich greife immer nach Süssigkeiten, wenn ich mich gestresst fühle oder eine Aufgabe vor mir herschiebe.“

  • 2

    Welches Gefühl steht dahinter?
    Oft lösen bestimmte Emotionen Gewohnheiten aus – wie Stress, Langeweile oder Unsicherheit. Was fühlst du, bevor du deine Gewohnheit ausführst?
    Beispiel: „Ich merke, dass ich mich unsicher fühle, wenn ich mich auf eine Präsentation vorbereiten soll.“

  • 3

    Welche Gedanken begleiten die Gewohnheit?
    Gibt es innere Überzeugungen, die das Verhalten rechtfertigen oder unterstützen?
    Beispiel: „Ich denke oft: ‚Eine kurze Pause tut mir gut, bevor ich weitermache.‘“

  • 4

    Was ist der Auslöser im Aussen?
    Gibt es etwas in deiner Umgebung, das den Trigger verstärkt? Das können bestimmte Orte, Personen oder Situationen sein.
    Beispiel: „Ich sehe immer die Chips-Schale auf dem Tisch, und das macht es schwer, sie zu ignorieren.“

Setze genau an deinem Trigger an

Jetzt, da dir der Trigger bewusst ist, hast du die Möglichkeit, bewusst anders zu reagieren. Wenn du das nächste Mal den Impuls spürst, weißt du, warum du bisher so gehandelt hast. Dieses Wissen gibt dir die Freiheit, dich für einen neuen Weg zu entscheiden.

Statt die alte Gewohnheit auszuführen, kannst du den Trigger als Startpunkt für deine neue Routine nutzen. Nutze den Moment des Impulses, um dein neues Verhalten bewusst einzuleiten.

Wie das aussehen kann:

  • Ein konkretes Beispiel:
    Alter Trigger: „Ich fühle mich gestresst und greife automatisch nach Süssigkeiten.“
    Neuer Umgang: „Ich nehme den Stress wahr und entscheide mich bewusst, drei tiefe Atemzüge zu machen oder ein Glas Wasser zu trinken.“

  • Gewohnheit verankern:
    Wiederhole diese neue Routine konsequent, bis sie zur neuen Gewohnheit wird. Der Schlüssel ist, geduldig zu sein und jeden kleinen Erfolg als Fortschritt zu sehen.

  • Reflektiere regelmässig:
    Überprüfe, ob die neue Routine wirklich zu dir passt. Vielleicht musst du sie leicht anpassen, damit sie dich langfristig unterstützt.

Fazit

Die Veränderung von Gewohnheiten beginnt mit dem Bewusstsein für ihre Trigger. Wenn du verstehst, was deine alten Routinen auslöst, hast du die Macht, diesen Impuls bewusst für neue Entscheidungen zu nutzen. Es ist ein Prozess, der Geduld und Übung braucht – aber jeder kleine Schritt bringt dich näher zu einem Leben, das wirklich zu dir passt.

Frau, die vor dem Spiegel steht, um ihren Trigger, Emotion verstehen zu können.

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Referenzen

  • Wenn du mehr über unbewusste Entscheidungen erfahren möchtest, empfehle ich den Artikel Verarbeitet das Gehirn 95% Prozent aller Informationen unbewusst? von Andrea Kiesel (2020), Letzter Zugriff: 12.12.2023

  • Mehr über Gewohnheiten und warum es so schwer fällt, sie zu verändern, beschreibt Maren Urner (2016) in ihrem Artikel Wie wir schlechte Gewohnheiten brechen, Letzter Aufruf: 12.12.2023

  • Wenn du praktische Tipps und wissenschaftlich fundierte Erklärungen suchst, wie kleine Veränderungen zu nachhaltigen Gewohnheiten führen können, empfehle ich das Buch „Atomic Habits“ von James Clear.

  • Der Kartensatz „1% Veränderung, 100% Wirkung“ von Aljoscha Long und Ronald Schweppe bietet zudem 55 Impulse für kleine, aber wirkungsvolle Veränderungen im Alltag.

Bildnachweis

  • Rückansicht einer unkenntlichen Frau, die ihre Schlafzimmervorhänge öffnet, nachdem sie aus dem Schlaf aufgewacht ist von iStock.com/PeopleImages